Miriam, wo stehen wir im Thema Gute Betreuung im Alter?

Miriam, wo stehen wir im Thema Gute Betreuung im Alter?

Miriam Wetter leitet die Stabstelle Gute Betreuung im Alter bei der Paul Schiller Stiftung und gibt im Interview Einblick in ihr Wirkungsfeld.

Miriam, bist du zufrieden, was auf Bundesebene läuft?
Es ist einiges in Bewegung gekommen rund ums Thema Betreuung im Alter – auch in der Bundespolitik. Aber natürlich sind wir noch nicht da, wo wir sein wollen: Bei einer gesicherten guten Betreuung im Alter für alle Menschen in der Schweiz. Die politischen Mühlen mahlen langsam, Politiker und Politikerinnen haben dutzende von Themen, um die sie sich kümmern müssen und die politischen Entscheide lassen sich nie fix planen.

Aber: Das Bundesamt für Sozialversicherung – als führendes Bundesamt in dem Thema – hat gerade Ende 2023 eine neue grosse Studie publiziert, die nochmals deutlich macht, dass Handlungsbedarf besteht. Der Bundesrat hat im Juni 23 einen Vorschlag gemacht, wie er Betreuung in den Ergänzungsleistungen stärker finanzieren will – unabhängig davon ob jemand zu Hause oder im Heim lebt. Die nationalrätliche Kommission fordert einen Bericht für einen Umbau der Hilflosenentschädigung hin zu einer Betreuungsentschädigung. Der Ständerat debattiert ein Impulsprogramm zur Prävention von Gewalt im Alter – mit Fokus auf Betreuung, um Angehörige wirkungsvoll zu entlasten. Das sind alles wichtige Debatten und wären Schritte in die richtige Richtung. Die Entscheide stehen überall aber noch aus.

Was kannst du in deiner Funktion beitragen?
Politik ist nie avantgardistisch. Es braucht den Druck aus dem Fachbereich, aus der Bevölkerung, damit Politik sich bewegt. Mit dem Engagement der Paul Schiller Stiftung und der vielen am Thema interessierten Personen und Organisationen ist das möglich. Eine breite fachliche Debatte, eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit, konkrete Umsetzungen in Gemeinden und Kantonen sind die ideale Basis um politisch etwas zu erreichen. Ich versuche in meiner Funktion die Menschen zu unterstützen, die etwas bewegen wollen: interessierte Politiker:innen genauso wie die grossen Fachorganisationen im Altersbereich. Mit den Sessionsrückblicken und der Politlandschaft auf gutaltern.ch bieten wir ein regelmässiges Monitoring, im direkten Austausch vernetzen wir uns und die Akteure untereinander. Mit Anlässen, Studien und Diskussionsbeiträgen in Print und Online-Form liefern wir neues Wissen und Argumente.

Was braucht es noch künftig?
Einen langen Schnauf. Hartnäckigkeit und gleichzeitig eine Portion Pragmatismus – um die Türen, die sich öffnen zu nutzen. Und ganz viele Menschen, die Alterspolitik machen: Weil die Lebensphase des Alterns eine hochspannende Zeit ist mit ganz viel Potenzial. Die Politik vergibt sich etwas, wenn sie die Tatsache, dass wir alle immer älter werden, nicht aktiv nutzt und die Alterspolitik aktiv gestaltet.

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