Gemeinsam unterwegs

Wegweiser altersfreundliche Gemeinde

In diesem Wegweiser sind wir «gemeinsam unterwegs» und zeigen Ihnen in fünf Schritten, wie Sie das Ziel einer altersfreundlichen Gemeinde erreichen. 

Es geht um viel: Der Lebensalltag von älteren Menschen findet in der Gemeinde oder im Quartier statt. Sie in Ihrer Rolle als Vertreter:in der Gemeinde schaffen mit einer partizipativen Alterspolitik die entscheidenden Rahmenbedingungen für altersfreundliche Umgebungen und ein altersgerechtes Wohnen und Leben. Mit der Umsetzung dieses Wegweisers mit partizipativen Elementen und dem daraus resultierenden Massnahmenkatalog bekennt sich Ihre Gemeinde zur altersfreundlichen Ausgestaltung von Sozial- und Lebensräumen.

Das ist der Mehrwert für Bevölkerung und Behörden:
  • Die Altersfreundlichkeit und damit der Gemeindeattraktivität nehmen zu.
  • Sie erhalten ein Instrument, um die kommunalen Rahmenbedingungen nutzen zu können.
  • Die ältere Bevölkerung und deren Ressourcen werden partizipativ in den Prozess integriert.
  • Die Einzelmassnahmen werden aufeinander abgestimmt und zu einem Gesamtpaket verdichtet.
  • Die Zusammenarbeit unter den Akteur:innen im Altersbereich verbessert sich.
  • Sie investieren in die Gesundheitsförderung im Alter und entlasten somit den Finanzhaushalt Ihrer Gemeinde.

Zum Argumentarium

Unsere konkreten Handlungsanweisungen basieren auf aktuellen Studien. Diese sind jeweils in den Links verfügbar. Das Zielbild (oben) basiert auf den acht Dimensionen der Altersfreundlichkeit nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

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In fünf Schritten zum Ziel

Das sind die fünf Schritte des Wegweisers hin zur altersfreundlichen Gemeinde:

  1. Die kommunalen Rahmenbedingungen verbessern:
    Damit die Voraussetzung für eine altersfreundliche Gemeinde geschaffen sind.
  2. Die Zusammenarbeit fördern:
    Damit das Knowhow der verschiedenen Akteur:innen im Altersbereich besser genutzt werden kann.
  3. Die älteren Menschen erreichen:
    Damit die Angebote in der Gemeinde besser genutzt werden können.
  4. Die Quartiere gemeinsam analysieren:
    Damit Wissen und Bedürfnisse der Bevölkerung ins Projekt einfliessen.
  5. Die Massnahmen umsetzen:
    Damit es nicht bei einem Papier-Tiger bleibt.

Wegweiser als interaktives PDF herunterladen


Schritt 1: Die kommunalen Rahmenbedingungen verbessern

Warum das wichtig ist: Unsere Gesellschaft wird älter und bleibt länger gesund – eine grosse Chance für ein neues Miteinander in der Gemeinde. Um diese Gelegenheit auch zu nutzen, muss die Gemeinde eine neue Rolle als «Ermöglicherin» (Enablerin) übernehmen und die bestehenden, bisher zu wenig berücksichtigten Ressourcen der Senior:innen aktivieren. Dies erfordert eine bewusste Gestaltung der kommunalen Alterspolitik und teilweise eine Neuausrichtung der bisherigen Altersarbeit.

Die kommunalen Rahmenbedingungen verbessern – das schaffen wir mit vier Themen:

  • Steuerungsinstrument entwickeln
  • Ressourcen aufbauen 
  • Netzwerk der Akteur:innen schaffen
  • Partizipation der Bevölkerung gewährleisten

Zur Anleitung


Schritt 2: Die Zusammenarbeit fördern

Warum das wichtig ist: Um die Versorgung älterer Menschen optimal zu gestalten, ist die Zusammenarbeit möglichst aller Akteur:innen und das Aufzeigen der Palette an Unterstützungsmöglichkeiten entscheidend. Die Angebote sollen sich dabei konsequent an den jeweiligen Bedürfnissen der älteren Personen und an ihrer zunehmenden Fragilität ausrichten.

So wird die Zusammenarbeit zum Erfolg:

  • Ein konkreter Nutzen: Damit die Akteur:innen sich vernetzen, muss die Zusammenarbeit für sie einen Nutzen bringen oder unumgänglich sein, zum Beispiel aufgrund von Vorgaben. Mögliche Nutzen sind Informations- und Wissensaustausch, Synergien und Kosteneinsparungen durch effizientere Zusammenarbeit.
  • Ein konkretes Gefäss: Die Vernetzung findet in der Regel in Form von Sitzungen wie einem «Runden Tisch» statt. Es können aber auch temporäre Formen wie Veranstaltungen oder Projekte zur Zusammenarbeit genutzt werden. Durch gemeinsame Arbeit können Erfahrungen gesammelt und Erfolge erzielt werden, die weitere Kooperationen fördern.

Ist eine Kooperation vereinbart, können verschiedenen Ebenen der Zusammenarbeit festgelegt werden.

Die gängigsten Ebenen der Zusammenarbeit sind:
  • Informationsaustausch: Die Akteur:innen informieren sich über das Versorgungsangebot und deren Anpassungen.
  • Wissensaufbau: Die Akteur:innen stellen ihr Wissen anderen zur Verfügung und leiten gemeinsame Entwicklungen und Trends davon ab.
  • Angebotskoordination: Die Vermittlung der Angebote wird gemeinsam koordiniert.
  • Gemeinsame Trägerschaft: Die Akteur:innen bilden eine gemeinsame Trägerschaft zur Entwicklung, Erbringung und Koordination von Angeboten.

Gut zu wissen: Streben Sie beim Aufbau der Zusammenarbeit mindestens die Ebene Informationsaustausch an, damit ein konkreter Nutzen entsteht.

Mehr zur Zusammenarbeit


Schritt 3: Die älteren Menschen erreichen

Warum das wichtig ist: Damit die Angebote die Menschen auch erreichen, braucht es eine gezielte Ausrichtung auf die verschiedenen Zielgruppen und deren Bedürfnisse. Die Botschaften, Instrumente und Massnahmen sollen darauf abzielen, nicht Defizite im Alter abzuschwächen sondern die Ressourcen zu stärken.

Zwei wichtige Handlungsfelder sind hier:

Die Erreichbarkeit von vulnerablen älteren Menschen verbessern

Warum das wichtig ist: Viele Gemeinden stehen in einem guten Kontakt mit den aktiven Bürger:innen, was sehr begrüssenswert ist. Mit zunehmender Fragilisierung im Alter (zur Studie) kann dieser Kontakt jedoch aus unterschiedlichen Gründen weniger werden oder gar nicht mehr stattfinden. Und auch Menschen ohne aktiven Kontakt mit der Gemeinde oder in vulnerablen Situationen (sozial, finanziell, körperlich, kulturell) sollen über Informationen und Zugang zu den Angeboten verfügen (zur Studie).

Mit diesen Massnahmen können Sie die Erreichbarkeit verbessern:

  • Eine niederschwellig erreichbare Anlaufstelle, die Menschen bei der Suche nach passenden Angeboten unterstützt.
  • Aufsuchende Angebote, um gezielt vulnerable Menschen zu erreichen.
  • Schlüsselpersonen im Sozialraum: Arbeiten Sie mit Personen im öffentlichen Raum zusammen, um die Informationen und Angebote zu verbreiten und vermitteln (Ärzte, Apotheken, Bäckereien, Restaurants, etc.).
  • Schlüsselpersonen im nahen Umfeld: Nutzen Sie das Potenzial von Nachbar:innen, Familienmitgliedern oder Freiwilligen, um die Informationen und Angebote zu verbreiten und zu vermitteln.

Das Ziel sollte sein, den älteren Menschen durch Information eine Entscheidungsmöglichkeit zu bieten. Nur so können Angebote in Anspruch genommen oder abgelehnt werden.

Gut zu wissen: «Die Alten» gibt es nicht. Unterteilen Sie die verschiedenen Zielgruppen und sprechen sie diese in ihren spezifischen Bedürfnissen an.

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Freiwilliges Engagement mitgestalten

Warum das wichtig ist: Sehr viele Menschen können sich ein freiwilliges Engagement nach der Pensionierung vorstellen. Sie interessieren sich für Nachbarschaftshilfe, administrative Unterstützungen von anderen Personen wie Projekte, die die Gemeinschaft fördern. Die zunehmende Individualisierung fordert jedoch neue, flexible Formen des Engagements. 

So können Sie die Freiwilligenarbeit mitgestalten:

  • Holen Sie die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung ab und überführen sie diese in konkrete Projekte und Aktivitäten.
  • Nehmen Sie eine aktive Rolle bei der Organisation oder Koordination der Freiwilligenarbeit in Ihrer Gemeinde ein (z.B. durch Koordination, Vereinbarungen, Ziele, Räume).

Gut zu wissen: Bei der Begleitung von Freiwilligen sind Wertschätzung und Kommunikation seitens Gemeinde wichtig, unabhängig von der Organisation.

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Schritt 4: Die Quartiere gemeinsam analysieren

Warum das wichtig ist: Partizipation gehört zu den wichtigsten Aufgaben einer altersfreundlichen Gemeinde. Im vierten Schritt analysieren Sie darum die Gemeinde an einer Ortsbegehung zusammen mit den lebenserfahrenen Einwohner:innen – und zwar unterwegs in den Quartieren. Sie nutzen das Wissen der Bevölkerung und holen wichtige Hinweise und Ideen zur Verbesserung ab. Mit dieser Methode beteiligen Sie die ältere Bevölkerung und wertschätzen ihre Meinung. Das ist sehr wirkungsvoll, weil die Massnahmen so besser akzeptiert und abgestützt sind.

Mit einer partizipativen Ortsbegehung verfolgen wir drei Ziele:

Erreichbarkeit
  • Durch die gemeinsame Planung wird das Wissen über die Zielgruppe zusammengeführt und gestärkt.
  • Es wird gemeinsam diskutiert, welche Personen oder Orte noch nicht erreicht werden.
  • Bei der Planung der Begehung wird dieses Wissen genutzt und mehr Menschen erreicht.

 

Aufbau/Vertiefung Vernetzung
  • Die Zusammenarbeit der Akteur:innen in der Gemeinde wird durch die gemeinsame Planung, Durchführung und Umsetzung aufgebaut oder verbessert. 
  • Die gemeinsame Sichtweise auf die Gemeinde, das Zusammentragen des Wissens (Ressourcen und Lücken) ergibt ein Gesamtbild, welches eine einzelne Organisation nicht hat.

 

Mitwirkung und Aktivierung
  • Ältere Menschen werden aktiv einbezogen und ihre Meinung ist gefragt (Partizipation).
  • Bei der Definition und Umsetzung der Massnahmen sollen sie mitwirken (Aktivierung).

 

Erfahren Sie hier im Detail, wie Sie eine partizipative Ortsbegehung planen, umsetzen und auswerten können: 

Zur Anleitung «partizipative Ortsbegehung»


Schritt 5: Die Massnahmen umsetzen

Warum das wichtig ist: Eine Gemeinde ist erst altersfreundlich, wenn die Massnahmen auch umgesetzt werden und die Altersfreundlichkeit laufend überprüft wird. Meistens ist eine von der Bevölkerung gewünschte Massnahme eine Übersicht der Angebote, Kontakte und Veranstaltungen. Hierzu können Sie die Gemeinde-Website nutzen, einen Flyer erstellen und die Anschlagbretter oder digitalen Screens in der Gemeinde gezielt bespielen. 

Für alle anderen Massnahmen sind oft keine grossen Budgets notwendig. Nutzen Sie jedoch bestehende Gemeindebudgets vorrausschauend oder ziehen Sie externe Finanzierungen für grössere Projektideen in Betracht. Manchmal ist es hilfreich, Massnahmen mit anderen Gemeinden zusammen umzusetzen. 

Gut zu wissen: Sind die Massnahmen umgesetzt, ist es zudem wichtig, regelmässig darüber zu berichten.
 

Massnahmen finanzieren

Die Umsetzung von Massnahmen sollte nicht am Gemeindebudget scheitern. Darum lohnt sich ein Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten, Projekte in Gemeinden zu finanzieren. Die Auswahl hängt oft von der Art des Projekts und der Grösse der Gemeinde ab. Werden gemeindeeigene Mittel benötigt, wird meistens ein Gemeinderatsantrag nötig. Hier kann es hilfreich sein, wenn die neuen Ideen in bereits geplante Projekten eingebunden werden können.

Für grössere Vorhaben, die nicht über die Gemeinde finanziert werden können, gibt es diese drei Möglichkeiten:

  • Nationale und kantonale Förderprogramme
  • Stiftungen
  • Spenden und Crowdfunding

Gut zu wissen: Gesellschaftsrelevante Projekte, die in einem strukturierten und partizipativen Prozess entstanden sind, können besonders gut mit Stiftungsgeldern finanziert werden.

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Wir wünschen viel Erfolg und Freude bei der Umsetzung!


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