Niklas, wie gestaltet ihr die Alterspolitik in Deutschland mit?
Niklas, wie gestaltet ihr die Alterspolitik in Deutschland mit?
Niklas, wie schätzt du die nationale Altenpolitik in Deutschland ein?
Mit Blick auf die 16 Bundesländer und die darunterliegende kommunale Ebene ergeben sich sehr viele verschiedene Bilder. Beispielsweise hat die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern im Mai die Auftaktsitzung eines runden Tisches gegen Alterseinsamkeit abgehalten, um gemeinsam mit mehreren Verbänden, Vereinen und anderen Organisationen Interventions- und Präventionsmassnahmen zu entwickeln. In Hamburg wird an einem Aktionsplan zur Age-friendly City gearbeitet. Mit Stuttgart und Münster sind im vergangenen Jahr die beiden ersten deutschen Grossstädte dem WHO-Netzwerk der altersfreundlichen Städte beigetreten. Man sieht also deutlich, dass sich einiges tut. Und darüber hinaus gibt es natürlich in allen Bundesländern und vielen Städten und Gemeinden zahlreiche Beispiele für gute Altenpolitik.
Gleichzeitig habe ich den Eindruck, dass Alternspolitik im Sinne der Gestaltung altersfreundlicher Umgebungen inkl. guter und niedrigschwelliger Versorgung, guter Infrastruktur, passender Wohnkonzepte auf nationaler Ebene eine eher untergeordnete Rolle spielt. Nach meinem Eindruck blickt die Bundespolitik eher durch eine wirtschaftspolitische Brille auf den demografischen Wandel: wegen des Fachkräftemangels, der durch die nach und nach aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Babyboomer-Jahrgänge nicht geringer werden wird.
Welche Themen beschäftigen die Kreise und Kommunen am meisten?
Im Rahmen unserer Projekte, die wir gemeinsam mit Kommunen und Landkreisen durchführen, bekommen wir häufig die Rückmeldung, dass die Vernetzung untereinander ein Thema ist. Der Informationsfluss zwischen den Verwaltungssäulen innerhalb einer kommunalen Administration ist häufig schon zäh. Zwischen den Kommunen gibt es auch nicht immer Austausch: es gibt viele gute Ideen, aber die Gestaltenden in den Verwaltungen wissen manchmal nicht, dass für ähnliche Herausforderungen in anderen Kommunen schon sehr gute Lösungen gefunden wurden.
Ein zweiter grosser Punkt ist die kommunale Selbstverwaltung: manche Kommunalvertreter spiegeln uns wider, dass die finanziellen Mittel zu begrenzt sind. Manche alternspolitischen Aufgaben können dann nicht mit der nötigen Priorität angegangen werden. In den Kommunen als vielzierte Herzkammern unsere Demokratie wird die Politik umgesetzt, die nah an den Menschen ist und erheblichen Einfluss auf ihre Lebensrealität hat. Deshalb ist eine wirtschaftlich handlungsfähige Kommune, die sowohl den pflichtigen als aus den freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben nachkommen kann, aus meiner Sicht essenziell für ein gut funktionierendes Land, das Menschen allen Alters ein gutes Leben ermöglicht.
Welchen Beitrag leistet ihr als Stiftung?
Wir als Körber-Stiftung betreiben in Hamburg-Bergedorf einen Standort, der sich exklusiv den Themen «Alter und Demografie» widmet. Ein wichtiger Bestandteil unserer operativen Projektarbeit besteht darin, uns an Verantwortliche für Alternspolitik in Kommunen und Landkreisen zu wenden und sie für gemeinsame Projekte zu gewinnen: etwa treffen im «Stadtlabor demografische Zukunftschancen» ca. 15 Kommunen aus dem gesamten Bundesgebiet aufeinander – inklusive gemeinsamer Reisen in einzelne dieser Kommunen, um vor Ort Herausforderungen zu erörtern und Lösungen zu entwickeln sowie von guter Praxis zu lernen. Einmal im Jahr unternehmen wir im Rahmen der «Expedition Age & City» mit Gestaltern aus deutschen Städten und Gemeinden eine Studienreise in eine europäische Stadt, die für vorbildhafte Alternspolitik steht.
Im vergangenen Jahr 2022 eröffneten wir ausserdem das KörberHaus: gemeinsam mit acht Partnern, unter anderem dem Bezirksamt Bergedorf, betreiben wir mit dem Haus einen offenen Ort, der sich als Treffpunkt für alle Generationen versteht.