Christina, wie entwickelte der Kanton Aargau die neuen Leitsätze?

Christina, wie entwickelte der Kanton Aargau die neuen Leitsätze?

Dr. Christina Zweifel leitet die Fachstelle Alter und Familie des Kantons Aargau und hat die neuen Leitsätze der Alterspolitik in einem partizipativen Prozess erarbeitet. Wir durften ihr dazu ein paar Fragen stellen.

Was ist das besondere an den neuen Leitsätzen?
Im Januar 2023 hat der Regierungsrat des Kantons Aargau die neuen Leitsätze zur Alterspolitik im Kanton Aargau verabschiedet. Bei der Überarbeitung war das Ziel die Leitsätze so zu strukturieren, dass die kantonale Verwaltung und die Gemeinden sie anwenden können. Durch die Einteilung in Handlungsprinzipien und Handlungsfelder kann eine Matrix gebildet werden. Diese ergibt dann die Grundlage für einen Massnahmenplan. Für die kantonale Verwaltung haben wir das direkt mit den Leitsätzen umgesetzt (Seite 8 der Leitsatzbroschüre). Für die Gemeinden entwickeln wir zurzeit ein Instrument, das dies ermöglicht.

Wie hast du den Prozess gestaltet?
Die Alterspolitik im Kanton Aargau enthält seit 2012 partizipative Elemente und für mich war es zentral, die Seniorinnen und Senioren, die Gemeinden und die Fachpersonen im Kanton in den Prozess miteinzubeziehen. Im Grundlagebericht habe ich die wichtigsten Daten und wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammengefasst. Mit einer Arbeitsgruppe, bestehend aus dem Aargauischen Seniorenverband, zwei Gemeinden, einer Region und der Pro Senectute haben wir diese Fakten reflektiert, ergänzt und daraus die Handlungsfelder entwickelt. In einer ersten partizipativen Veranstaltung konnten dann Gemeinderätinnen und Gemeinderäte, Mitglieder von Seniorenkommissionen, Gemeindefachpersonen und Fachpersonen aus Organisationen die Handlungsfelder weiterentwickeln und validieren. Diese Grundlage haben wir dann angepasst und verbessert. Dann fand eine grosse Validierungs- und Priorisierungsrunde statt. Diese startete mit den 190 Teilnehmenden des kantonalen Alterskongresses und wurde durch eine Online-Abstimmung erweitert. Schlussendlich haben 794 im Aargau wohnhafte Personen ihre Meinung zur zukünftigen Alterspolitik des Kantons abgegeben. Und dann war es einfach, ich musste nur noch all diese Resultate in einen kohärenten Bericht einarbeiten und die Leitsätze verabschieden lassen.

Was waren die Erkenntnisse aus dem partizipativen Prozess?
Ich finde partizipative Prozesse immer gewinnbringend. Es ist so spannend einen Aussenblick auf die eigene Arbeit zu bekommen und viele Menschen zusammen haben einfach die besseren Ideen. In diesem Prozess sind weit über 1'000 Ideen für Umsetzungsmassnahmen zusammengekommen und einige davon konnten wir direkt in den Massnahmenplan der kantonalen Verwaltung integrieren. Dafür bin ich sehr dankbar. Andere Ideen und Ansätze sind noch nicht so weit das sie direkt umgesetzt werden können, aber wir nehmen diese als Zukunftsvisionen auf. Wir werden diese in den nächsten Jahren in Zusammenarbeit zwischen Gemeinden und Kanton weiterentwickeln, sodass wir sie umsetzen können.

Der Miteinbezug von vielen Menschen in einen Strategieprozess hat aber auch noch eine gute Seite. Es motiviert, zu sehen, wie viele Menschen sich für das Thema Alterspolitik im Kanton Aargau interessieren, wie viele sich engagieren und wie viel läuft. Die Alterspolitik des Kanton mit so vielen motivierten und spannenden Partnerinnen und Partnern gestalten zu dürfen, ist ein Privileg!

Zu den Leitsätzen

 

Zur Person
Dr. Christina Zweifel leitet die Fachstelle Alter und Familie des Kantons Aargau. Die Aufgabe der Fachstelle ist es die Aargauer Gemeinden und Organisationen im Bereich der Alterspolitik zu unterstützen. In diesem Rahmen berät Christina Zweifel die Gemeinden und entwickelt Instrumente zur kommunalen Umsetzung einer zukunftsfähigen Alterspolitik. Sie ist Geografin und hat ihre Dissertation zum Thema Alterspolitik in Schweizer Gemeinden verfasst. Sie unterrichtet im Rahmen von Weiterbildungslehrgängen zu Alterspolitik, Partizipation und der Nutzung von Kreativmethoden. www.ag.ch/alter

 

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