Studie zu älteren Menschen ohne betreuende Familien-Angehörige

Studie zu älteren Menschen ohne betreuende Familien-Angehörige

Eine neue qualitative Studie widmet sich den Wissenslücken zu älteren Menschen ohne betreuende Familienangehörige. Wir haben einige Erkenntnisse zusammengefasst.

Situation der Frauen
«Frauen müssen besonders häufig ohne familiäre Einbettung, Nähe, Fürsorge und Betreuung durch Kinder und Partnerinnen oder Partner zurechtkommen. So haben rund 43 Prozent aller 70- bis 80-jährigen Frauen keinen Partner oder keine Partnerin – bei den Männern sind es knapp 20 Prozent. Zudem beziehen Frauen oft tiefere Renten und haben darum auch weniger Möglichkeiten, Unterstützungsleistungen einzukaufen, was die Herausforderungen des Alterns ohne betreuende Familienangehörige noch erhöht.» (S. 3, Kurzversion)

Lücken in der Altersarbeit und -politik
Das Kapitel 5 widmet sich dem Thema «Matching/Missmatching», also der Frage, ob Altersarbeit und -politik die Bedürfnisse, Wünsche und Ängste älterer Menschen ohne betreuende Familienangehörige berücksichtigt und erfüllt. Die Kernthemen im «Missmatching» lassen sich laut Studie wie folgt gruppieren (S. 14, Kurzversion):

  • Die Erfüllung individueller Unterstützungsbedürfnisse sowie vielfältiger Bedürfnisse nach sozialer Einbindung (z.B. eine allgemeine «Betreuungslücke» zeigt sich an Abenden und Wochenenden, Feiertagen sowie in Ferienzeiten)
  • Die Frage nach der Übernahme von Verantwortung für ein gutes Leben im Alter
  • Die Auseinandersetzung mit einer Zukunft ohne betreuende Familienangehörige (z.B. einige ältere Menschen ohne betreuende Familienangehörige befassen sich rechtzeitig und intensiv mit ihrer verbleibenden Lebenszeit und dem Lebensende. Dort, wo das nicht möglich ist und tragende soziale Netze fehlen, stellt sich unter anderem die Frage, ob die älteren Menschen selbst oder die Akteurinnen und Akteure aus Altersarbeit und -politik die notwendigen Schritte in die Wege leiten sollten.)
  • Die Realisierung konkreter Wünsche nach (mehr) Betreuung im Alter (z.B. Zugang zu Informationen, Wahl der Kommunikationskanäle, fehlende Koordination und Zusammenarbeit der Akteure)

Handlungsemfpehlungen
Für die Umsetzung sieht die Studie in diesen Themen Handlungsbedarf mit der Bemerkung, dass konkrete Massnahmen immer an den lokalen Kontext und die Bedürfnisse der Zielgruppe angepasst und regelmässig überprüft werden müssen (S. 26, Kurzversion):

  • Prävention
  • Information
  • Regelmässige Abklärung der Situation
  • Schaffung von Bewusstsein über Unterstützungsmöglichkeiten und potenzielle Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner
  • Wahl angemessener Kommunikationsstrategien durch die Akteurinnen und Akteure der Altersarbeit, um die Angst vor dem Verlust von Autonomie zu verringern
  • Aufsuchende Soziale Arbeit
  • Zusammenarbeit in den verschiedenen Unterstützungsbereichen (Hilfe, Betreuung, Pflege)
  • Bessere Koordination und Weitervermittlung innerhalb des bestehenden Netzwerks der Altersarbeit

Die qualitative Studie wurde von verschiedenen Stiftungen und Organisationen in der Deutsch- und Westschweiz unterstützt und vom Institut für Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung an der Hochschule für Soziale Arbeit der FHNW durchgeführt. (Age-Stiftung, Beisheim Stiftung, Christoph Merian Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Fondation Leenaards, Migros-Kulturprozent, Paul Schiller Stiftung, Walder Stiftung)

Zum Download

 

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