Partizipative Ortsbegehung

Die Quartiere gemeinsam analysieren

Hier beschreiben wir, wie Sie eine Ortsbegehung organisieren, durchführen und auswerten. Von der Planung bis zur Auswertung vergehen im Durchschnitt sechs Monate. Ein guter Startpunkt ist im Mai, damit die Begehung im Spätsommer durchgeführt werden kann. Alle Vorlagen zum Herunterladen finden Sie unten.

Planung und Vorbereitung

Einbezug lokaler Akteur:innen

Ein Ortsbegehungsprojekt eignet sich gut, um eine Zusammenarbeit der lokalen Akteur:innen zu stärken und den Dialog zu fördern. Lokale Akteur:innen kennen zudem die Spezifika der Gemeinde oder des Quartiers und deren Menschen. 

Gut zu wissen: Bilden Sie deshalb eine Arbeitsgruppe mit den Akteur:innen und bereiten Sie die Begehung gemeinsam vor.
 

Sozialraumanalyse

Statistische Angaben und Informationen zur Versorgungsstruktur der Gemeinde oder dem Quartier sind wichtig, um spezifische Herausforderungen zu identifizieren. Diese Fragen können wichtige Erkenntnisse für die Einladung und die Tourenplanung liefern:

  • Wie viele ältere Menschen leben in der Gemeinde oder dem Quartier?
  • Wie viele Frauen und Männer leben hier?
  • Wie viele Hochaltrige leben hier?
  • Wie viele Ausländerinnen und Ausländer leben hier?

Gut zu wissen: Nutzen Sie die Erkenntnisse aus der Analyse für den Einladungsprozess. 

Einladung

Der Einladung zu einer Begehung kommt eine besondere Wichtigkeit zu. Es sollen möglichst viele Menschen zur Teilnehme ermuntert werden. Folgende Elemente gilt es zu beachten:

  • Lustvolle Bildsprache und Texte nutzen; Keine stereotypen Altersbilder verwenden und damit zementieren
  • Als Absender den oder die zuständige Gemeinderätin verwenden; Mit persönlichen Worten Leute adressieren und einladen
  • Übersichtlich mit Ort, Datum, Zeit; Pauschalfrankieren; Anmeldeschluss bis ca. 2 Wochen vor der Veranstaltung; Hilfe anbieten für Menschen mit körperlicher Einschränkung; Datum für die Auswertungsveranstaltung nennen
  • Versand an alle 60+ oder 65+, spätestens vier Wochen vorher

Gut zu wissen: Legen Sie nach dem Versand mit der Arbeitsgruppe eine Taktik fest, wie Sie möglichst viele Menschen nochmals persönlich zur Teilnahme animieren (z.B. über Schlüsselpersonen).

Tourenplanung

Die Tourenplanung ist abhängig vom Wohnort der angemeldeten Personen. Im ersten Schritt tragen Sie die Adressen der Anmeldungen in ein Excel ein und übertragen diese Liste in eine Karte / auf Google Maps. Wenn die Adressen als Punkte auf der Karte ersichtlich sind, können Sie sinnvolle Quartier-Gruppen bilden (5 bis max. 10 Teilnehmende pro Gruppe). 

Danach können Sie pro Quartier und Tour vier Haltstellen bestimmen. Definieren Sie diese gemeinsam mit den lokalen Akteur:innen zu den Themen: 

  1. Öffentlicher Raum und Mobilität
  2. Wohnen und Versorgung
  3. Soziale Kontakte, Teilhabe und freiwilliges Engagement
  4. Information und Kommunikation

Gut zu wissen: Bei der Tourenplanung ist es wichtig, dass die Teilnehmenden möglichst ihrem Lebensraum begehen können.
 

Durchführung

Treffpunkt

Eine schriftliche Befragung ersetzt nicht den persönlichen Kontakt und den Dialog, der während einer Ortsbegehung entstehen kann.

So gelingt die Durchführung:

  • Die Ortsbegehung startet mit allen Teilnehmenden in einem zentral gelegenen Ort in der Gemeinde.
  • Planen Sie die Rollen der Moderation und Protokollführung vorab (z.B. in Arbeitsgruppe) und briefen Sie die Helfer:innen vor dem offiziellen Start der Veranstaltung.
  • Die Räumlichkeiten sind eingerichtet, die Tische nummeriert und Sie empfangen die Teil-nehmenden am Eingang. 
  • Damit kein Stau entsteht, setzen Sie idealerweise gleich 3-4 Helfer:innen am Eingang ein. Dazu brauchen sie eine ausgedruckte Adressliste mit den Namen sowie der Tourennummer. 
  • Jeder Quartier-Gruppe wird einem Tisch zugeteilt, damit schon erste Kennenlerngespräche geführt werden können. An jedem Tisch sitzen zudem die Personen in der Rolle der Protokollführer:in sowie der Moderator:in.

Ortsbegehung

Der Anlass startet mit der Begrüssung des Gemeinderats oder der Gemeinderätin. Diese Person übergibt dann an die Tagesmoderation (meistens Mitglied der Arbeitsgruppe), die den Ablauf erklärt. Danach starten die einzelnen Gruppen mit der Begehung: 

  • Die Moderation übernimmt die Leitung der Gruppe und stellt die Fragen gemäss Leitfaden.
  • An den Haltestellen diskutiert die Gruppe die unterschiedlichen Fragestellungen zu den Themen Wohnen und Versorgung, Information und Kommunikation, Öffentlicher Raum und Mobilität, Soziale Kontakte, Teilhabe und freiwilliges Engagement.
  • Ein:e Protokollführer:in pro Gruppe erfasst alle Wortmeldungen und fasst das Protokoll im Anschluss an die Veranstaltung elektronisch zusammen.

Gut zu wissen: Nutzen Sie die Chance und laden Sie möglichst viele Vertreter:innen aus der Gemeinde ein. Der Dialog wird von der Bevölkerung sehr geschätzt und Themen können gleich vor Ort geklärt werden.

Auswertung

Auswertung der Protokolle

Eine Ortsbegehung ist erst abgeschlossen, wenn die Teilnehmenden über die Resultate informiert und in die Umsetzung der Massnahmen involviert sind. So können Sie die Auswertung vorbereiten und umsetzen:

  • Übertragen Sie alle Protokolle in die Vorlage und besprechen Sie die Rückmeldungen in der Arbeitsgruppe. 
  • Ordnen Sie wenn möglich und sinnvoll jeder Erwähnung eine Massnahme oder eine Stellungnahme zu. 

Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten:

  • Massnahmen, die die Gemeinde ergreift
  • Massnahmen, die die Arbeitsgruppe ergreift
  • Informationen seitens Gemeinde
  • Informationen seitens Akteur:innen/Organisationen
  • Aufruf zur Mitwirkung

Auswertungsveranstaltung

Informieren Sie die Teilnehmenden einige Wochen später transparent und klar in Form einer Ergebnispräsentation. 

Gestalten Sie die Auswertung informativ und kreativ. Fordern Sie die Teilnehmenden vor Ort nochmals auf, selber konkrete Massnahmen zu übernehmen oder mitzuwirken. So binden Sie die älteren Menschen ein.

Gut zu wissen: Vergessen Sie nicht, die Massnahmen sowie die Ortsbegehungen im Dorfblatt und in den lokalen Medien zu kommunizieren. 


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